29 Okt Zwischenblick Oktober – November 2022
Was für ein Herbst! Was für ein Übergang von Sommer zu Herbst! Wein ist geerntet und zu köstlichem Gelee verkocht, überall liegen Tonnen von zerstressten Bucheckern und Eicheln im Wald und draußen hat es 25 Grad. In zwei Tagen ist Allerheiligen, eigentlich eine Einstimmung zur inneren Einkehr, die uns auf die dunkle Jahreszeit einstimmt. Da sitze ich also im kurzärmeligen Hemd auf dem Friedhof und die letzten Vögel zwitschern während die Fledermäuse erste Pirouetten flattern.
Irgendwie scheint gerade Vieles aus dem Lot oder auf der falschen Spule zu laufen, die Übersetzung hakt oder surrt zu flink. Da ist es wohltuend und sinnvoll innezuhalten, durchzuatmen und zu bilanzieren. Mein „Zwischenblick“ hat also fast einen therapeutischen Ansatz. Was war denn dann so alles los in den vergangenen 30 Tagen? Los geht’s:
Oktober im Zeichen von Eugen
Diesen Kopfschmuck habe ich mir doch tatsächlich selbst gebastelt, noch AM Tag der ersten Voraufführung, als hätte ich diese unbestimmte Ahnung gehabt, dass es für mich mit dieser Jubiläums-Produktion „Eugen Onegin“ wirklich um eine Art „Krönung“ geht. Die für mich gänzlich neue Sprache, der für mein Repertoire gänzlich unbekannte Komponist, die aktuelle Haltung zum weitläufigste gefassten Thema „Russland“, „Diversität“ und überhaupt … alles zusammen genommen war diese Produktion wirklich eine Herausforderung und ich bin unsagbar froh, dass es jetzt so ist, wie es ist. Heute abend spiele ich im wundervollen Wilhelma Theater zwar vorerst die letzte Vorstellung von Eugen Onegin für dieses Jahr, aber ab kommenden Mittwoch wird wieder „gebookt“, was das Zeug hält, hurra!
Ostsee – so schee!
Anfang des Monats war unser Eugen ja im Theater in Putbus auf Rügen und ich liebe diese Gastspiele ganz besonders. Danke Peter Gestwa fürs treue Zusammenhalten, wir freuen uns auf ein Wiedersehen im kommenden Juni!
Ich kann nicht genau sagen, was mich an der Ostsee so berührt und begeistert, sind es die besonderen Steine am Ufer, ist es die freundliche Milde des Wassers, sind es die zahllosen Zeugnisse längst vergangener Tage, die mir hier ein wenig deutlicher die alten Geschichten ins Ohr flüstern, als anderswo? Wie dem auch sei – es hat mich wirklich ein wenig Disziplin gekostet, erst NACH dem Konzert in die Fluten zu hüpfen. Grandioser Abschluss!
Zurück in Essen folgte dann der Auftritt im Bürgermeisterhaus. Nachdem ich an jenem nachmittag noch mit Maike van Ackern von der CSE besprochen hatte, dass wir auch in diesem Jahr mit den Essener „Sisters of Comedy“ das „Café Schließfach“ unterstützen werden, kam mir schnell die Idee, bei meinen noch verbleibenden Essener Vorstellungen ebenfalls für dies absolut unterstützenswerte Organisation zu sammeln.
Mitgefühl statt Mitleid
Ja, das Thema Wohnungslosigkeit beschäftigt mich schon lange, führt mir immer wieder vor Augen, wie privilegiert ich leben darf und gemahnt mich daran, dies nicht für selbstverständlich zu erachten.
Wenn ich mit Betroffenen Frauen und Männern rede ist es immer wieder beeindruckend, wie oder wodurch das Leben aus dem Tritt kam, welcher Weg zum Leben auf der Straße geführt hat, und wie schnell es geht – oder gehen kann. Ich bin wirklich dankbar, für mich einen sinnvollen Weg gefunden zu haben, selbst und wirksam etwas zu tun, zu unterstützen, mit Gefühl gegen das Leid.
Das ist das bemerkenswerte an den Zwischenblicken: Mir selbst wird klar, was für eine Fülle von tollen Ereignissen mein Leben ausmachen.
Frankfurter Buchmesse für Rosepin
Ja, ich war auch auf der Frankfurter Buchmesse. Wundervolles Treffen mit der großartigen Illustratorin Karolina Golightly. Da sind wir also losgezogen, um den weiteren Weg unseres gemeinsamen Herzensprojekts vorzubereiten.
Ich liebe diese Atmosphäre dieser Bücherwelt; sie hat so etwas Feinnerviges und Beruhigendes, zumindest für mein Gemüt!
Rosepin, deine Welt ist schön
Und ich bin so froh und dankbar über all die Schritte, die meine kleine Rosepin schon geschafft hat! Seit diesem Monat ist die Musik, die ich mit dem unglaublichen Multiinstrumentalisten und absolut reizenden Volker Kamp aufgenommen habe, bei Ohrenflausen, der digitalen Hörboutique erhältlich. Was für ein Meilenstein! Danke an Tanja Deutsch vom Verlag für Eingemachtes und ihr gesamtes Team – ich freue mich volle Klopsmöhre auf weitere gemeinsame Aktionen und Wegabschnitte!
Aber jetzt geht es erstmal darum, die Crowdfund-Aktion vom letzten Jahr zu einem feinen Ende zu bringen. Ich werde wohl noch ein paar Tage brauchen, bis ich alle Bücher, Hefte, Aufkleber und Koffer ordnungsgemäß verschickt habe. Aber ganz ehrlich: bei diesen entzückenden Sachen ist das doch die helle Freude!
Über den Tellerrand
Was wird es also im kommenden Monat so geben? Natürlich steht das nächste Konzert in unserer Jubiläums-Reihe an: „Freischütz“, am 13.11. um 18 Uhr! Hach, ich freue mich so auf die Wolfsschlucht! Das ist schon immer wieder ein Ereignis, wenn entgrenzte Zuschauerinnen und Zuschauer diese fünf geisterhaften Naturereignisse „blöken, stampfen, wiehern und krächzen“. Es wird ein Fest, ich hab es im Gefühl.
Und die Feierlaune reißt nicht ab: direkt am nächsten Tag darf ich an der Seite der unvergleichlichen La Signora, meiner langjährigen und wunderbaren Freundin Carmela De Feo auf die Bühne des Stratmanns Theaters.
Diese Welt ist doch schon eine ganz besonders schöne – und wir hier, wir haben nur diese eine!Und ich möchte wirklich noch ein paar schöne Winkel von ihr sehen! Ob ich wirklich noch einmal in ein Flugzeug steigen werde, kann ich gerade nicht mit Gewissheit sagen. Ob ich mit dem Frachtschiff nach Übersee reisen will, auch darüber bin ich mir nicht so sicher.
Aber ganz gewiss ist, dass die Dannheimerin im kommenden Jahr wieder Langstrecke laufen wird. Ich erwähnte ja bereits, dass meine „Franzalpina“ im Jahr 2019 eine wirklich herausragend gute Idee war. Für kommende Jahr habe ich keine Gebirgsüberquerung im Visier, sondern eine Strecke, die eine Bekannt von mir kürzlich als „Autobiografisches Wandern“ bezeichnete. Super Idee! Meine Persönliche Überschrift für meine Weg- und Routenplanung für den Sommer 2023 lautet „Franzi geht dann heim„, jawoll!
Auf dem Weg komme ich zwar nicht direkt in Stuttgart vorbei, aber da bin ich ja gerade.
Die Rose duftet köstlich, es ist unglaublich sommerlich und da erlaube ich mir doch zum Abschluss, daran zu erinnern, dass heut Nacht die Uhren zurück gestellt werden – auf Winterzeit, wie zum Hohn!
Für alle, die jetzt nachdenken: wie jetzt? Früher oder später? Länger dunkel oder was? Hier kommt meine ultimative Eselsbrücke, mit der ich ansatzlos durch alle Zeitumstellungen hüpfe: „spring foreward and fall back“. Also im Spring, im Frühling, springe ich eine Stunde nach vorn, schlafe weniger und am nächsten Abend ist es länger hell. Und jetzt, genau jetzt, heute Herbstnacht um 3 Uhr, da falle ich eine Stunde zurück, liege länger im Bett und morgen Abend um 18 Uhr werde ich denken: Ach, ist schon dunkel?“
Ich wünsche Ihnen angenehme, goldene Herbsttage, auf dass Sie noch viel Sonne fürs Gemüt tanken können. Schnuppern Sie an Rosen, machen Sie sich Kakao, hören Sie schöne Musik – es gibt so viele kleine große Freuden, die uns einzelne Momente versüßen können. Darauf ein Löffelchen Traubengelee!
Herzliche Grüße von Franziska Dannheim
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