Zwischenblick August / September 2024

Heute enden sie, die Monate ohne „R“. Sommer vierundzwanzig, es wird langsam Zeit Adieu zu sagen. In den frühen Morgenstunden gehe ich barfuß über erfrischenden Morgentau, der in klaren Tröpfchen an der Spitze jedes Grashalms leuchtet, durch den Garten. Die kühle, klare Luft erzählt mit ihrem satten Duft etwas vom kommenden Herbst.

Apropos Grashalm: die Mega-Aktion vom Moos-Jäten und Grassäen im Mai hat bisher nachhaltigen Erfolg.

August – im Zeichen des Sammelns

Zart ist es, das Gras, aber tapfer – und ich habe kein bisschen daran gezogen. War eben nicht ungeduldig, wie das Springkraut, bzw sein lateinischer Name: Impatiens glandulifera. Heute ist sie geduldige Bienenweide, Kirsche und Hainbuche applaudieren mit dürrem Blätterkonfetti und für mich frische Himbeeren zum Frühstück.

Goldene Sonnenstrahlen beleuchten die Unterseite der Pappelreihe drüben im Wald, die fast weiße Frau Bussard fliegt pünktlich gegen 7 Uhr vorbei, und der Dampf über der Kaffeetasse in meiner Hand windet sich genüßlich und gut sichtbar hinauf.

Altweiber wird dieser letzte Abschnitt des Sommers auch gern genannt und das hat nichts mit reifen Frauen zu tun, sondern viel mehr mit dem Weben. Die Spinnen weben ihre silbrigen Kunstwerke und erinnern daran, dass mit der deutlich spürbar beginnenden, dunkleren Jahreszeit früher eben auch die Zeit des Webens und Spinnens begann.

Im August beginnt die Ernte. Zum 1. August feiert man mancherorts  Lammas oder Lughnasad – ich schrieb davon im letzten Artikel. Mariä Himmelfahrt am 15. August – im Alpenraum auch Mariä Kräuterweihe genannt, ist vielleicht der bekanntere Feiertag.

Familienfeierlichkeiten sei Dank, bescherte mir das ganz unverhofft noch einmal eine knappe Woche am geliebten

Schliersee – so schee

Wie überaus passend und schön, dass ich diesen 15. August sehr würde- und weihevoll am Berg verbringen konnte. Genau ein Jahr zuvor, also am 16. August 2023 endete an diesem bezaubernden Flecken Deutschlands meine Tour franzi geht dann heim. Zum Jahrestag ging es auf den Jägerkamp und zu den Wilden Fräulein.

Nach insgesamt 20 Kilometern bei durchaus hochsommerlicher Hitze und zum krönenden Abschluss noch zu den Josephstaler Wasserfällen.

Ein sehr guter Übergang, denn in diesem Monat ging es intensiv ans Nacharbeiten eben dieser franzi geht dann heim Tour.

Buch, Bildrechte, Titel, Tour und Teufel

Im Oktober kommt ja – ich erwähnte es hier bereits das eine oder andere Mal – das Buch raus, pünktlich zur Frankfurter Buchmesse. Titel und Cover stehen. Nun ist das erste Lektorat durch, ich bin wirklich beglückt, mit wieviel Feingefühl Christine Walter vom Verlag 360° medien nachgehakt hat, wo eben noch irgendwelche Unwuchten waren.

Und in diesem Zug habe ich nun bei allen Personen um Erlaubnis gebeten, Fotos, auf denen sie zu erkennen sind, im Buch verwenden zu dürfen. Insgesamt habe ich in schierer Erinnerungsfreude die Fotogalerie noch um zwei bis siebzehn Motive ergänzt:

Ein feines Sammelsurium an Motiven – und von jedem, wirklich jedem, weiß ich auf Anhieb, wo und an welcher Stelle auf meiner Tour es zu verorten ist – was für ein Schatz! Reiche Ernte

Da kam dann eben noch das Medaillon aus der Unendlichen Geschichte von Michael Ende dazu. Der Maler Bernhard Münzenmayer hat es mir vor nunmehr 43 Jahren in mein Poesiealbum gezeichnet – und völlig richtig kommentiert: Es bedeutet so viel mehr, als es auf den ersten Blick erscheint. Ich schrieb darüber im Blogartikel zu meinem „Motto 2024 – Tu was du willst“.

Ich muss mich hier nicht selbst wiederholen, es ist völlig klar, dass dies viel mit den Ereignissen meiner vergangenen eineinhalb Jahre zu tun hat. Auf der Collage stehen direkt unter dem Medaillon, die von mir in mein Wandertagebuch abgeschriebenen „10 Gebote vom Jakobsweg“ auch „Gehbote“ genannt.

Ich hatte eine gerahmte Fotografie direkt zu Beginn der Tour bei Bruder Dirk in Beyenburg in meinem Pilgerzimmer entdeckt und sofort geahnt: „Das ist bedeutsam. Das musst du mitnehmen“. Also nicht das Foto, sondern die Impulse.

Also habe ich sie mir – mehr oder weniger – fein säuberlich abgeschrieben und im Lauf des Laufens über 1000 km mit allerhand Fundstücken dekoriert. Wem das Foto zu klein und nicht scharf genug ist, der kann unter oben eingefügtem Link mehr zu diesen 10 Ge(h)boten nachlesen.

Sing-Salla-Bim-Bam-Busel

Ich tue weiter, was ich will. Und dazu gehört UNBEDINGT das Singen. Es ist für mich Überlebensgrundlage. Ich singe – fast – immer, nicht nur unter der Dusche und auf der Bühne. Auch auf diesem Gebiet bemerke ich heuer die „Reiche Ernte“:

Die Spielzeit nimmt langsam Schwung auf und so habe ich in den letzten Tagen die Proben zu DREI meiner Programme mit meinen wunderbaren Kollegen wieder aufgenommen:

  1. Whitney – ein Schwanengesang“ mit dem Pianisten Markus Stollenwerk. Wir werden am 19.9. in Essen in das Katakomben Theater fliegen
  2. Mariengrüße“ mit Ivana Mehlem und ihrer Harfe, sowie Volker Kamp mit seinem Kontrabass und Ich mit vielen Liedern und Wissenswertem zur im Himmel thronenden Frau aus Nazareth. Wir spielen am 21.9. zum Hohenloher Kultursommer.
  3. Das Gute Stündchen“ mit dem Gitarristen Carsten Linck. Damit gastieren wir im Stuttgarter Wilhelma Theater und im Bürgermeisterhaus Werden.

Aller guten Dinge sind DREI. Von links nach rechts: Whitney – Stündchen – Mariengrüße

Ich bin wirklich dankbar, dass ich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten so viele Ideen hatte, so viel Kraft, sie alle umzusetzen, und so reizende Kolleginnen und Kollegen gefunden habe, mit denen ich jetzt diese „Reiche Ernte“ einspielen darf.

Die „Oper légère“ nehmen Jeong-Min Kim und ich zum Januar 2025 ebenfalls wieder auf, und zwar mit unserer Zauberflöte. Was für eine Freude – das hätte ich vor einem Jahr wahrlich kaum für möglich gehalten.

Über den Tellerrand

Im September gibt es noch Einiges mehr, worauf ich mich ehrlich freue. Meine neue Homepage wird hoffentlich in den nächsten vier bis sechs Wochen wirklich frisch gekleidet an den Start gehen, da wird es dann zwischenzeitlich die eine oder „Baustellen“-Unwucht geben. Ich bitte um Geduld und Nachsicht!

Das heutige Titelbild ist aus der jüngsten Serie mit dem wunderbaren Fotografen Hajo Müller und wird auf der neuen Seite sicher auch ein prominentes Plätzchen finden.

Außerdem gibt es – passend zur neue Seite auch ein erstes neues Angebot für die Essener: am 28.September geht’s auf “ Krautschau“, hurra! Mein erster offizieller Kräuter-Spaziergang, den wir über die Bürgerschaft Rellinghausen Stadtwald anbieten. Genaueres folgt in Kürze, Anmeldung dringend erbeten.

Zum Schluss schaue ich noch einmal über meine Bilderkollagen – heute war es mir eben vielfältiger zumute. Mir fällt noch einmal die Himbeere-Rispe vom Morgen auf. Diese Pflanze, die sich dankbar in meinem Garten vermehrt hat, bekam ich vor Jahren von einem benachbarten Kleingärtner geschenkt: Herr Brommel, Matrose war er in seinen jungen Jahren wohl gewesen und auf hoher See.

Heute wird seine Gartenparzelle längst von jemand anderem bewirtschaftet, es wachsen auch keine Himbeeren mehr dort. Bei mir im Garten schon, und jedes mal denke ich an Herrn Brommel, danke: für die vielen abenteuerlichen Seemanns-Geschichten und die köstlichen Himbeeren. Lustig – erst jetzt beim Schreiben fällt mir auf, dass es quasi Brommel-Beeren sind.

Was für eine „Reiche Ernte“: Feigen, Brom- und Brommelbeeren und Tomaten

Das Schreiben ist schon eine gute und manchmal auch heilsame Angelegenheit – für mich zumindest. Und so genieße ich die Brommelbeeren und mir fällt unweigerlich folgendes Gedicht von  Friedrich Hölderlin ein – allein der ersten drei Zeilen wegen.

Wie das für mich persönlich mit der Hälfte des Lebens aussieht, das hätte ich vielleicht mit Jopi Heesters besprechen können.

Für heute und diese vergangenen vier Monate ohne „R“ ist es jetzt gut – sehr gut sogar.

Ich nehme das 10. Gebot an dieser Stelle noch einmal auf: „Der Weg endet nie“ – und wünsche nun allen einen angenehmes Wochenende, wohlwissend, dass es vielerorten derzeit alles andere als angenehm ist. Mögen alle kleine Oasen der Ruhe und Zuversicht für sich entdecken.

Herzliche Grüße sendet Franziska Dannheim,

die das Schlusswort nun an Friedrich Hölderlin übergibt:

 

 

Hälfte des Lebens

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.

 

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