18 Jun franzi geht dann heim – noch 1 Woche
Was war das gestern für ein hochsommerlicher Tag in Essen!
Temperaturen um die 30 Grad. Hervorragende Voraussetzung um die Belastbarkeit der Dannheimerin unter Originalbedingungen auf dem Baldeneysteig zu testen: Rucksack vollständig gepackt mit 8 kg Gewicht. Dazu zwei Wasserflaschen – die ich bei der Hitze dringend brauchte.
Bemerkenswert wie wenige Menschen – vielleicht der Hitze wegen – unterwegs waren, streckenweise war ich sogar ganz allein in Wald und Flur und konnte meine Gedanken in kleineren und größeren Kreisen (zu diesem Bild komme ich am Ende des Artikels noch einmal) fließen lassen. Dafür ist das Allein-Wandern bekanntermaßen besonders gut!
Noch 6 mal schlafen – dann geht es los
dann startet meine Tour franzi geht dann heim und ich bin ehrlich froh und dankbar, dass Kondition, Haxen und Gemüt mitmachen. Meine neuen Stiefel sind perfekt eingelaufen, alles Nötige hab ich beisammen, kleinere Details kann ich in den kommenden Tagen noch klären.
Gerade überdenke ich nochmal die Wahl des Schlafsacks: Big Agnes ist vielleicht einfach zu warm und dafür im Packmaß auch zu groß. Nächsten Freitag werde ich berichten …
Vom rechten Weg abkommen – leicht gemacht
Ich weiß nicht recht, was die Menschen bewegt, all die mühsam und sorgfältig angebrachten Wegmarkierungen abzunehmen, abzubrechen, abzukratzen. Ein Souvenir, quasi als Trophäe mitnehmen zu wollen, das könnte ich verstehen (trotzdem fände ich es blöd, weil es wieder einmal den Egoismus der Menschen aufzeigt, statt den Gemeinschaftssinn zu pflegen: „die anderen nach mir sollen auch den Weg finden können“.
Aber genau das scheint nicht gewollt. Ich erinnere mich an einen Zeitungsartikel vor einigen Jahren, dass die Markierungen mutwillig abgenommen werden; um sich sein eigenes stilles Stückchen Wald nicht zerlatschen zu lassen?
Ja, der Wald sieht anders aus, die Wege sind breiter geworden, vor allem die unter anderem von den Extremradlern abgerissenen Hänge schmerzen mich. Dennoch begrüße ich es aus tiefstem Herzen, dass sich mehr Menschen wieder vermehrt der Natur aussetzen, siehe das steigende Interesse an Waldbaden und anderen Naturerfahrungen und Übergangs-Ritualen.
Ein nächster Schritt wäre für mich: Sich Aug in Aug mit ihr verbinden. Also nicht nur zum Sonnenuntergang mit Picknick auf der Waldbank turteln, sondern danach auch das leergegessene und getrunkenen Fresspaket, also den Müll wieder mit nach Hause tragen, das wäre ein Anfang.
Mit Bäumen träumen und Lurchen plaudern oder überfahrene Eidechsen beerdigen, das ist dann schon was für Fortgeschrittene. Auch hier möchte ich sagen: der Weg lohnt sich!
Reflektionen zwischen Carla Bruni & Joyce Di Donato
Zeit der Kirschen. Dieses Bild, dieser Satz, diese Überschrift taucht immer wieder vor meinem inneren und äußeren Auge auf. Kirschen haben so etwas Lustvolles, sich selbst Genügendes, sind schiere Fülle, sorglose Freude – ach, ich könnte wohl noch stundenlang über die Kirsche sinnieren, ich habe darüber auch schon mehrfach geschrieben.
Das Lied von Carla Bruni „Le temps perdu“ begleitet mich im Unterbewusstsein ständig – „Le temp des cerises et des roses“ – ich höre mich immer wieder Zeilen daraus singen.
Der Titel lässt meine Gedanken schweifen und kreisen und ich sinniere über das Konzert von Königin Joyce Di Donato, das ich am vergangenen Donnerstag in der Philharmonie in Essen erleben durfte.
Eden – so schlicht und eindringlich lautet der Titel ihres Konzeptprogramms, mit dem sie seit etwa 2 Jahren die Welt bereist und hoffentlich weiter bereisen wird. Es ist ein starker und sehr persönlicher Aufruf der Sängerin, sich auf musikalischem Weg der Schönheit dieser Welt und der Natur bewusst zu werden und sich AKTIV für ihren Schutz einzusetzen.
Danke Frau Di Donato für Ihre eindringlichen Worte zum Ende des Abends! Welches prägende Geschenk Sie den jungen Menschen der jeweiligen Auftrittsstädte machen, die mit Ihnen gemeinsam diese Botschaft in die Welt hinaus singen, ist großartig und unbedingt in ähnlicher Art aufzugreifen.
Mama Natur – mein Zuhause, mein Kompass
Während ich diese Überschrift erst intuitiv schreibe, spannt sich mir der inhaltliche Bogen zwischen „Zuhause und Kompass“ auf. Das bedeutet im Weiteren: Wohin mich der Weg führen wird, ist bereits da. Die Fülle ist immer um uns, wir sehen sie nur nicht immer, weil wir mit unserem kleinen Ego oft im Mangelempfinden stecken bleiben.
„Oh Täler weit oh Höhen“ – wunderschönes Lied, Danke Herr Eichendorff, Danke Herr Mendelssohn-Bartholdy. Habe ich natürlich auch in meinem Notengepäck. Dieses Lied lässt mich so tief durchatmen, es beruhigt mich, weitet mein Gemüt und lässt mich in Dankbarkeit still werden.
Nervenwohl, Mückenstich und andere Blessuren
Was für eine wunderbare Zeit, die Apotheke wächst direkt vor meinen Füßen am Wegesrand: Das Johanniskraut ist gut fürs Gemüt (sollte aber bei direkter Sonneneinstrahlung nicht genossen werden). Ich knuspere gern einpaar Blüten, der Geschmack erinnert mich an frühe Kindertage – wie so viele andere Wildkräuter und Blumen – die Verbindung steht eben schon sehr lange.
Danke Oma Helene und Großtante Marile, dass ihr mir dieses Pflanzenwissen, und -fühlen so früh mit auf den Weg gegeben habt.
Bei Mückenstichen greife ich zu Spitzwegerich, bei Gelenkschmerz (den ich zum Glück nicht habe) nähme ich Beinwellblätter, bei Kopfschmerz Mädesüß …
Vielleicht trage ich über die Wanderung ja eine schriftliche „Wanderapotheke“ zusammen. Das wär doch mal eine Idee.
Und dann schreibe ich Lieder dazu, damit man sich Aussehen, Wirkungskraft und Einsatzmöglichkeiten besser einprägen kann. Meine persönlichen Ikaros, meiner Pflanzenumgebung entsprechend in getreuer und respektvoller Anlehnung an die Praxis der peruanischen Medizinfrauen und Pacos, die ihre Medizinlieder direkt von Mutter Natur empfangen.
Ich bin mir sicher, dass mir noch einige Ideen auf meinem Weg kommen werden. Musikalisch, philosophisch, feministisch, spirituell, umwelttechnisch …
So gönne ich mir 120g Gewicht in meinem Rucksack für eine Rolle Mülltüten. Werde, wenn möglich jeden Tag eine Tüte Müll aus der Natur wegklauben, als mein Dankeschön für all die Geschenke, die sie für uns immer bereit hält und vielleicht als kleine Vorbildfunktion für meine Mitmenschen.
Tatsächlich sammle ich oft bei meinen Spaziergängen Müll ein und es ist immer wieder verblüffend und spannend und oft sehr bestärkend, welche Gespräche mit fremden Menschen sich dabei entwickeln.
Wenn ich also in nunmehr 6 Tagen zu dieser meiner Wanderung aufbreche, dann liegt die kürzeste Nacht, der längste Tag dieses bemerkenswerten Jahres 2023* bereits hinter mir, die Mittsommernacht.
Wobei die Zeit jetzt für einige Tage still steht, eine Zeit in der früher über Tage und Nächte rauschende Feste gefeiert wurden und auch heute wird der Brauch des Mittsommerfeuers oder eben Johannifeuers vielerorts gepflegt.
„Das Rad des Jahres dreht sich und das Sonnwendfeuer erhebt sich. So bring dich ein, trag die Glut mit heim und erfüll deines Herzens Sehnen.“
So heißt es in einem Lied zur Sonnwende, und ich mache mich dann mal auf: franzi geht dann heim.
*Ich weiß bereits, dass es im Rückblick auf dieses Jahr 2023 ein „DAVOR“ und ein „DANACH“ geben wird. Und ich freue mich sehr, diesen Prozess schreibend zu durchwandern, zu Lande und vielleicht auch zu Wasser – ab und an wird mich sicher eine Fähre übers Wasser tragen – siehe Titelbild.
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