27 Jul Franzeidoskop – sommerliche Gedankenausflüge
Was ist denn das, ein Franzidoskop? Wieder eine neue Wortkreation der Dannheimerin. Etwa um das Sommerloch zu stopfen? Welches Sommerloch? Dazu später.
Ja, es ist Sommer. Ein teilweise sehr heißer Sommer – wie sich das für einen anständigen Juli gehört. Dieser Monat ist nach dem römischen Herrscher Julius Cäsar benannt, der in vielerlei Hinsicht weitreichende Reformen einführte, unter anderem den Julianischen Kalender, ein Vorläufer unseres heutigen Zeitrechnungssystems, des Gregorianischen Kalenders, aber das nur am Rande.
Urlaub auf den Kreadiven
Ich bin in diesem Sommer nicht in ferne Länder verreist, habe keine Berggipfel bezwungen und nicht einen Einsiedlerkrebs an der Meeresküste gerettet. Dannheim bleibt heuer daheim. Urlaub auf den Kreadiven, ein Kaffee am Banale Grande, das ist schönstes Erholopolis!
„Schön“ heißt auf griechisch übrigens „kalá“. Und damit komme ich direkt zurück zu meinem neuen Wort, das unschwer zu erkennen dem Kaleidoskop entlehnt ist. Und das leitet sich eben von den griechischen Worten für „schön“, „Form“ und „sehen“ her . Und es ist wirklich schön, durch diese besondere Form auserwählte Ausschnitte der Welt und des täglichen Allerlei zu betrachten. Gewissermaßen ein einäugiger, sich selbst zerspiegelnder Tunnelblick, der jeden und alles automatisch der Räumlichkeit enthebt, und wahrlich schönste Blüten treibt.
Blühende Phantasie
Apropos Blüten: Ich möchte hier kurz die wohl abgefahrenste und gerade schon strubbelig im Verblühen befindliche Blüte vor meinem Fenster zeigen: Goldmelisse oder auch Indianernessel genannt – hups – ist der Name noch korrekt ? Im Tee schmeckt sie jedenfalls ganz fein, wirkt wie alle Melissen besänftigend und schenkt ihm eine tolle Farbe.
Schon baue ich eine weitere Gedankenbrücke, denn viel dollere Blüten treibt derzeit die augenscheinlich verzweifelte Themen-Suche einiger Journalisten um das vielbeschworene Sommerloch zu füllen. Klar, dass da wegen Theater-, Schul-, und sonstigen Ferien schlicht weniger los ist.
Dieser Tage entdeckte ich am Kiosk eine Bildzeitungs-Titel-Überschrift: „Tierquäler hat Kätzchen zusammengeknotet!“ Welcher halbwegs grundsozialisierte Mensch will freiwillig mit solchen Bildern konfrontiert werden? Welche Relevanz hat diese Information? Für wen? Abgesehen davon, dass gerade wirklich noch ganz andere Gräueltaten in der Welt geschehen – aber die hält kein Mensch mehr aus, weil viele sich tagtäglich per Klick und Wisch noch vor dem Frühstück quer durch die Grässlichkeiten des Universums trudeln. Da lobe ich mir meine goldige Goldnessel – mit oder ohne Kaleidoskop – und wünsche mir mehr Informationen, wenn schon irrelevant, so doch bitte mit seelischem Nähr-, und Pflege-Potential.
Franzeidoskop
Apropos irrelevant: noch einmal zurück zum Kaleidoskop. Egal, worauf ich durch das Rohr mit seinen drei inwendigen Spiegeln und die am Ende zwischen Glas und Mattscheibe geklemmten Glitzersteinchen richte, ob auf schönste Landschaft oder in Zersetzungsprozessen befindlicher Komposteimerinhalt, immer wird das Bild, das mein eines Solo-Auge ans Hirn weiterleitet, eine hübsch angeordnete Abstraktion ohne dritte Dimension liefern.
Apropos Dimension: Auch und sogar der reale, kleine Alltag kann in neue Betrachtung-Ebenen enthoben werden: Kleine Cocktailtomaten zum Beispiel, die lose auf meinem Frühstücksbrett liegen, geraten beim Transport zum Tisch auf dem Balkon ins Rollen und fallen durch die Dreimensionalität und Dank Schwerkraft zu Boden.
Wenn ich sie aber direkt nach dem Waschen halbiere, verändert sich neben der um 50 % dezimierten Form auch der Schwerpunkt und die roten Halbmonde bewegen auf dem Frühstücksbrett nur noch sanft ihre Hüften, wie zum Tanz.
Metamorphose der besonderen Art
Apropos Tanz und Schwerpunkt: nein, jetzt geht es nicht um mich. Ich möchte noch einmal auf die Libellen mit dem zauberhaften Namen „Blaugrüne Mosaikjungfer“ zu sprechen kommen, die in den vergangenen Tagen meinem Teich entstiegen sind. Ich zeigte die „Enthüllung“ bereits in meinem vergangen Juni-12 von 12er. Ich bin wirklich so fasziniert von diesen Urzeitwesen und ihrer Metamorphose, über die HIER detaillierte Infos und Bilder zu finden sind.
Und ich beobachte es wirklich genau so: der Libello-Mosaikjunker saust ab drei Uhr nachmittag wahrlich wachsam um meinen Teich und checkt alles, auch meine Position. Das sieht nach akribisch einstudierter Choreografie aus. Ich muss an das typische „Türsteher-Gehabe“ denken. Seiner Libellina soll’s recht sein, dann wird der Nachwuchs sicher versorgt.
Fränzchen im Brombeerwald
Apropos versorgt: hier sind an den Wald- und Wegesrändern jetzt die Brombeeren reif, tiefschwarz und nach dem ersehnten Regen der vergangenen Tage wirklich prall und süß. Also nichts wie raus. Das Pflücken ist ob der Dornen an manchen Stellen herausfordernd, aber das ist wohl das mindeste, denn Mutter Natur beschenkt uns großzügig. Ich denke an das geliebte Kinderbuch „Hänschen im Blaubeerwald“ und nehme KEIN Körbchen zum Sammeln mit. Ich verspeise die Beeren direkt vor Ort: vom Busch in den Mund, so schmecken sie mir am allerbesten.
Fazit: ich persönlich bin nicht nur Dank Kaleidoskop und blühender Fantasie mit einem sehr schönen und ruhigen Sommer beschenkt, von Loch kann hier keine Rede sein. Frei nach Pippi Langstrumpf: „Ich schau in die Welt, wide-wide-wie sie mir gefällt.“ Mehr zu meiner kommenden Spielzeit gibt es dann im nächsten Zwischenblick am kommenden Wochenende.
Ihnen wünsche ich, dass Sie genau das in diesem Sommer erleben, was Sie sich wünschen, geplant haben und Ihrer Erholung und Erbauung dienlich ist.
Kalí méra, buenos dias, hasta la proxima, au revoir & ciao,
Ihre Franziska Dannheim
Pingback:Zwischenblick Juli – August 2022 | Franziska Dannheim
Posted at 10:09h, 29 Juli[…] Und nach dem Wagner war dann erst mal Ruhe. Sommerpause. Insgesamt knapp vier Wochen spielfreie, also konzertfreie Zeit. Dass und warum ich diese Zeit wie verbracht habe/aktuell noch verbringe, das steht in meinem letzten Artikel zum Franzeidoskop. […]